Biographie

Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt.
— Stefan Zweig (1881-1942), österreichisch-britischer Schriftsteller

Herkunft

Ralph Baudach stammt aus einer Familie mit ostdeutschen Wurzeln.

Sein Ururgroßvater Andreas Schultz gründete 1858 eine Fabrik für Aromatique-Kräuterlikör im heutigen Neudietendorf (Thüringen). Der Aromatique, damals als gesundheitsfördernd vermarktet, erfreute sich großer Beliebtheit.

Familie Schultz, links unten (sitzend) Ralph Baudachs Urgroßmutter Hedwig, ca. 1875

oben: der Sitz des Familien-unternehmens im früheren Dietendorf in Thüringen, ca. 1910

rechts: eine Flasche des Aromatique-Kräuterlikörs, ca. von 1910

spätere Kinowerbung für den Aromatique-Kräuterlikör, ca. 1950

Das Geschäft lief gut. Und so konnte Andreas Schultz einer seiner zahlreichen Töchter die Ausbildung zur Konzertpianistin finanzieren. Ihren Mann (Ralph Baudachs Urgroßvater) lernte sie bei der gemeinsamen Hausmusik kennen.

Hedwig Lindenlaub (geb. Schultz) und ihr Mann Armin bei der gemeinsamen Hausmusik in Dietendorf (ca. 1900)

Hedwig Lindenlaub (geb. Schultz) und Armin Lindenlaub bekamen drei Kinder. Eines dieser Kinder lernte als junge Frau bei einem Aufenthalt im thüringischen Ilmenau ihren zukünftigen Mann kennen, den aus dem sächsischen Görlitz stammenden Ingenieur Heinz Baudach.

Ihr Glück währte nur kurz. Ralph Baudachs Großvater fiel 1942 bei der Schlacht um Sewastopol auf der Halbinsel Krim. Sieben Monate später brachte Ilse Baudach ihr einziges Kind zur Welt - Ralph Baudachs Vater Heinz.

Wachtmeister Heinz Baudach (sen.), ca. 1940

Ilse Baudach (geb. Lindenlaub) und Heinz Baudach (sen.) während seines letzten Heimaturlaubs, 1942

Er wuchs in Chemnitz auf; seine ersten Erinnerungen sind die Nächte im Schutzbunker während der alliierten Bombenangriffe im Frühjahr 1945. In seiner Jugend zeigte er sich dem sozialistischen Regime gegenüber rebellisch. So sollte ihm sein Traum, Medizin zu studieren, verwehrt werden: Für ihn war seitens der Obrigkeit eine Ausbildung zum Landwirt vorgesehen.

Doch Ralph Baudachs Vater wollte seinen Traum nicht aufgeben. Acht Wochen vor dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 flüchtete er per Fahrrad nach West-Berlin und weiter in ein Aufnahmelager in der Nähe von Frankfurt/Main. Dort machte er – zusätzlich zum bereits absolvierten Abitur in der DDR – das westdeutsche Abitur und begann schließlich sein lang ersehntes Medizinstudium.

In der Studentenzeit verdiente er in verschiedenen Cover-Bands sein Geld, mit Songs der Rolling Stones und der Beatles, vorwiegend in US-amerikanischen Soldatenclubs in und um Frankfurt. Zunächst spielte er E-Bass, dann auch Saxophon. Eine Instrumentenwahl, die sich im Leben seines Sohnes fortsetzen sollte.

Heinz Baudach (jun.) spielt das Saxophon in seiner Cover-Band „Die Moskitos”, 1964

Die Familie der Mutter von Ralph Baudach hat ihre Wurzeln in der Seefahrt. Über Generationen hinweg war sie in und um Stralsund ansässig. Ralph Baudachs Urgroßvater mütterlicherseits bereiste mit Handelsschiffen die ganze Welt.

Gegen Ende des 2. Weltkriegs flüchtete die Familie vor herannahenden russischen Truppen nach Südbayern, wo Ralph Baudachs Mutter kurz danach auf die Welt kam.

Ralph Baudachs Urgroßvater Paul Passehl, ca. 1912

der Frachtdampfer „MS Magdeburg” beim Einlaufen im Hafen von Sydney, 1932

das Dampfschiff „Menes” im Hamburger Hafen, 1933

Fünfundzwanzig Jahre später arbeitete sie als Kinderkrankenschwester an einer Klinik in Darmstadt. Dort lernte sie ihren zukünftigen Mann, Ralphs Vater, kennen. Er war inzwischen als Oberarzt in der Gynäkologie tätig. Einige Jahre später zogen sie nach Südbayern um.

Leben

Ralph Baudach wurde 1982 in München geboren. Fünf Jahre danach zog die Familie wieder um, dieses Mal nach Rheinland-Pfalz. So wuchs Ralph Baudach mit seinen drei Schwestern in Koblenz am Rhein auf.

Er erlernte das Saxophon und spielte auf dem Instrument seines Vaters in verschiedenen Bands. 2002 legte er am Max-von-Laue-Gymnasium das Abitur in Mathematik, Physik und Französisch ab. Danach folgte ein Jahr beim Heeresmusikkorps 300, mit dem er Konzerte und Tourneen in Deutschland, Österreich und Estland spielte.

als Kofferraumklappen-Halter am Familien-R4, 1992

als Saxophon-Anfänger 1993 (links) und mit dem Heeresmusikkorps 300 auf Tournee in Estland 2003 (rechts)

mit 14 Jahren beim Abschlusskonzert des Jazz-Workshops Erlangen (1997)

2003 stand er vor der Wahl: Mathematik an der TU Berlin – oder ein Studium in der kleinen thüringischen Stadt, in der seine Großmutter Anfang der 1940er Jahre ihren Mann kennengelernt hatte: Ilmenau.

Er entschied sich für Ilmenau und das Studium der Angewandten Medienwissenschaft (Schwerpunkt: Filmproduktion) an der dortigen TU.

Er erhielt eine Förderung aus dem Leonardo da Vinci-Programm der EU und absolvierte damit ein sechsmonatiges Praxissemester in einem Animationsfilmstudio in Edinburgh. Dort produzierte er den Animationsfilm Epilogue, der 2007 auf Festivals weltweit gezeigt wurde: von Seattle und Rio de Janeiro über Clermont-Ferrand, Stuttgart und Berlin bis nach Krakau und Teheran.

mit seiner Band MUCKEPACK. beim Abschlusskonzert des Musikercamps in Celle (2006)

2007/2008 studierte er Chinesischen Film, Amerikanische Literatur & Film sowie Dokumentarfilm an der Ateneo de Manila University auf den Philippinen. Parallel dazu produzierte er in Zusammenarbeit mit dem philippinischen Animationsfilmstudio Artfarm Asia den Kurzfilm MOX. Der Film, eine Kombination aus realen Filmszenen und 2D-Animation, wurde gefördert vom Goethe-Institut Philippinen sowie der Thüringischen Staatskanzlei und später auf Filmfestivals in Manila und Clermont-Ferrand gezeigt.

Recherche in einem der Wohnhäuser des früheren philippinischen Diktators Ferdinand Marcos (2007)

unterwegs für eine Fotoreportage in Manila (2008)

2008/2009 lebte Ralph Baudach in Berlin und forschte dort für seine Diplomarbeit über Musikvisualisierung. Für diese erhielt er 2009 sein Diplom an der TU Ilmenau.

2010/2011 absolvierte er das Programmvolontariat des NDR. Ab 2011 drehte er als TV-Autor, Reporter und Videojournalist Beiträge und Filme u.a. für die ARD, den NDR und arte. 2019 wurde er Teil des Sprecher*innen-Teams der tagesschau im Ersten. Seit Frühjahr 2021 ist er regelmäßig auch als Live-News-Moderator auf tagesschau24 zu sehen.

bei einem Jubiläumskonzert der Landesjugendbigband Thüringen (2015)

Vor seiner Tätigkeit als Journalist und Moderator stand er in Berlin, München und Hamburg auf diversen Poetryslam-Bühnen, u.a. neben Koryphäen wie Torsten Sträter und Marc-Uwe Kling. Darüber hinaus ist er seit 1993 leidenschaftlicher Musiker, v.a. im Bereich Jazz und Pop. Er spielte mit verschiedenen Bands und Formationen Hunderte Konzerte und trat mehrfach auf Festivals und im Fernsehen auf (u.a. SWR3 New Pop Festival und Verbotene Liebe). 2005 bestand er ein Vorspielen beim Bundesjazzorchester. Er ist Multiinstrumentalist sowie bildender Künstler und betreibt in Hamburg ein Studio für Musik und Kunst.